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Folge 190: Pflegeausbildung – Was kommt mit der Generalistik auf dich zu?
Der dritte Teil Generalistische Ausbildung
Manuel Benz sagt:
- Interesse am Menschen solltest du haben
- die Steuerung des Pflegeprozesses kannst du lernen
In diesem Beitrag erfährst du
- was du erwarten musst
- was es mit dem Rahmendienstplan auf sich hat
- hörst über die verschiedene Einsatzfelder
- warum gibt es eine Zwischenprüfungen

Folge 190: Pflegeausbildung – Was kommt mit der Generalistik auf dich zu?
Manuel Benz im B2P Talk mit Tobias Gross
Tobias Gross: Herzlich willkommen bei Born to Pflege. Du bist Schulleiter an einer Pflegeschule. Kann mir vorstellen, wenn man da als Schüler neu rein startet, ist das sicher wie ein Berg. Zerteile doch mal die Ausbildung in kleine Felsbrocken
Manuel Benz: Großartiges Konstrukt, kompliziertes Konstrukt. Am ersten Tag muss der 3 Jahres Plan für den Azubi vorliegen, wann sind welche Einsätze geplant. Der Azubi weiß von Anfang bis Ende wie es abläuft. Ganz unterschiedliche Altersstruktur. Junge Leute in die Pflege, ist übrigens nicht ganz korrekt, wir haben alle Altersbereiche. Meine älteste Azubine ist 59 Jahre alt. Früher waren alle gleich alt, heute sitzen Leute im Kurs, die könnten Mutter oder Vater sein. Rolling Stones bis TikTok ist alles dabei. Hat seinen Charme, erzeugt aber auch Reibung.
Tobias Gross: Und der Rahmendienstplan? Wie läuft das alles ab?
Manuel Benz: Duale Ausbildung, wann ist Schule, wann ist Praxis. Das Mutterhaus kann ambulant, stationär, akut, Langzeit oder pädiatrisch arbeiten. Anstrengend ist es, wenn Schüler im Fremdeinsatz sind. Gut ist, wenn es von einer Planstelle erfolgt. Es gibt ein Portal, wo das gesteuert wird. Praxisanleiter werden freigestellt.
Tobias Gross: Es wird drumherum viel organisiert, damit Azubis gut durch die Ausbildung kommen. Was ist für Schüler im ersten Ausbildungsjahr wichtig.
Manuel Benz: Ein Azubi muss interessiert und motiviert sein. Es ist nicht optimal, wenn jemand nur hier sitzt, um einfach mal eine Ausbildung anzufangen. Es ist gut, wenn man weiß was auf einen zukommt und schon mal mit Menschen gearbeitet hat. Das ist die Grundvoraussetzung, um sich dann auf Neues einzulassen. Die Schüler werden nicht geschont, sondern sie werden voll mit einbezogen im Praxiseinsatz. Oft müssen die Azubis ins kalte Wasser geworfen werden. Man sieht wahnsinnig viel auf den einzelnen Bereichen.
Nach 1,5 Jahren steht eine Zwischenprüfung an
Die Zwischenprüfung soll ein kleiner Vorgeschmack auf die Abschlussprüfung sein. Mündlich, schriftlich und praktisch. Jedoch gibt es kein Zertifikat. Man hat sie implementiert, weil man es nicht geschafft hat, die Assistenzausbildung zu implementieren.
Wenn man hier nur mit mangelhaft abschneidet, passiert nichts, man kann lediglich eine Empfehlung aussprechen, dass mehr getan werden muss oder dass die Ausbildung evtl. nicht passt. Es gibt hier auch keine bundeseinheitliche Regelung. Baden-Württemberg vergibt Noten und integriert diese ins 2. Ausbildungsjahr. In anderen Bundesländern wird das Ergebnis nicht integriert.
Jeder Tag ist eigentlich eine Prüfung, deshalb wollen wir evtl. versuchen, das für nächstes Jahr abzuschwächen.
Manuel Benz: Der Nutzen der Zwischenprüfung ist für unsere Auszubildenden: Ich bekomme es hin die Fragen zu beantworten, ich bekomme ein Gefühl, für die mündliche Prüfung und die praktische. Das ist gut.
Tobias Gross: Was hat es mit dem Wahlrecht auf sich?
Manuel Benz: Spannende Aufgabe für uns. Eine unnötige Herausforderung. In den letzten Jahren war die Generalistik etwas am Kippen. Frankreich bietet schon immer diese Ausbildung an, in Deutschland ist es komplett neu.
Die Altenpflege und die Krankenpflege, speziell Kinderkrankenpflege hat getrommelt, wir verlieren Personal. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten. Ich mache die Ausbildung komplett und bin Pflegefachkraft. Oder ich entscheide mich im 3. Jahr mich zu spezialisieren und gehe in die Alten- oder Kinderkrankenpflege. Kinderkrankenpflege ist sowieso sehr schwierig und ein Nadelöhr, da es hier viel zu wenige Plätze für die Azubis gibt. Evtl. muss es auch in Kitas und Kindergärten die Einsätze verlagern.
Ich würde es niemandem empfehlen im 3. Jahr den Wechsel zu machen. Pflegefachmann oder -frau dürfen in allen Bereichen arbeiten und haben einen international anerkannten Abschluss. Wer sich spezialisiert im 3. Jahr, kann dann auch nur in dem gewählten Bereich arbeiten.
Tobias Gross: im 3. Lehrjahr gibt es dann die Abschlussprüfung. Was ist fürs 3. Jahr entscheidend.
Manuel Benz: Was nehme ich raus aus den bisherigen Einsätzen. Fühle ich mich richtig wo ich jetzt bin. Trotzdem Empfehlung, in der Einrichtung zu bleiben, wo man angefangen hat. Danach kann man es sich aussuchen, wo man hingeht. Könnte auch die Motiviatonsspritze sein, die Ausbildung durchzuziehen und sich dann dort zu bewerben wo man tatsächlich hin möchte.
Kein anderer Beruf bietet so viele Möglichkeiten.
Chancen nach der Ausbildung
Tobias Gross: Siehst du auch Stolpersteine, die kommen können?
Manuel Benz: Wir haben noch nicht die Erfahrung. Für alle ist die Ausbildung neu. Azubis fühlen sich als Versuchskaninchen, Pandemie kam zu einem ganz blöden Zeitraum, die Schulen sind noch nicht erfahren. Man war gespannt, ob es zu hohen Abbrecherzahlen kommt.
Hm, Stolperstein: Vieles wird auf Länderebene entschieden, man kann sich länderübergreifend nicht austauschen und auch ein Wechsel in ein anderes Bundesland ist recht schwierig. Verliebt euch, aber wechselt nicht den Standort. Stolperstein – wir unterliegen mehreren Ministerien Sozialministerium, Regierungspräsidium, etc. wir bekommen so viele unterschiedliche Infos.
Tobias Gross: Keine Klarheit und wir schubsen die Leute in die Verwirrung.
Manuel Benz: Verwirrt nicht die Verwirrten. Es wirft viele Irritationen auf, das allein die nächste Nachbarschule 20 km weiter, nicht mehr von Karlsruhe RP Infos erhält, sondern vom RP Freiburg. Auch hier unterschiedliche Infos, obwohl die Azubis teilweise in den gleichen Einrichtungen unterwegs sind.
Tobias Gross: Einrichtung, SchülerInnen, Schule – die drei Säulen, was wünschst du dir im Zusammenspiel?
Manuel Benz: Allen muss bewusste sein, dass jeder eine der tragenden Säulen ist.
Kommunikation ist ein großes Stichwort, dass man gut miteinander kommuniziert. Wenn man merkt ein Azubi hat ein Tief, dann werden Einrichtungen kontaktiert und ein gemeinsames Gespräch findet statt. Das miteinander hat zugenommen, jedoch wird die Abstimmung durch die vielen Beteiligten natürlich auch kompliziert. Vor allem während de Pandemie war auch die Schule am schwächeln, weil viele Dinge am PC nicht rübergebracht werden können.
Tobias Gross: Das gemeinsame Ziel ist wichtig
Manuel Benz: Die vielen Player sind eine Herausforderung. Ich kenne Strukturen in Kliniken z.T. nicht, wer ist mein Ansprechpartner in den einzelnen Bereichen und Häusern. Es ist ein Lernprozess. Es wurden Verbünde gegründet. Aber es funktioniert noch nicht immer ganz flüssig. Es ist super spannend, ich weiß nicht, was kommt morgen auf mich zu. Was hab ich heute geleistet. 8 Gespräche und Problemlösungen, restliche Themen bleiben liegen.
Tobias Gross: Im Wohnbereich ist dass, das Gleiche
Manuel Benz: Ja. Ganz wichtig, wie funktioniert ein Team. Kann ich mich verlassen oder bin ich verlassen. Auch Schichten, die nicht stemmbar erscheinen, können dank Zusammenarbeit gut laufen.
Tobias Gross: Vielen Dank für das Gespräch.
Manuel Benz: Sehr gerne. Jetzt kann ich nur sagen: Kommt in die Pflege. Das ist ein toller, facettenreicher Beruf.