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Folge 213 - Den Pflegenachwuchs stärken anstatt ihn zu schwächen

Born to Pflege Talk der Podcast für Pflegekräfte

Folge 213 - Den Pflegenachwuchs stärken anstatt ihn zu schwächen

Isabell Huber im B2P Talk mit Tobias Gross

Tobias Gross: Herzlich willkommen bei deinem Lieblings-Podcast, wenn es um Altenpflege geht. Hohe Kündigungswellen, demografischer Wandel. Wer pflegt die älteren Menschen in der Zukunft? Fakt ist, wir brauchen den Pflege-Nachwuchs. Nur – wie binden wir die Schüler ein? Wie begeistern wir sie für die Altenhilfe? Einen riesigen Einfluss hat die Einstellung der alten Hasen, der Pflegefachkräfte und der Praxisanleiter, die sie für die Schüler haben.

Isabell Huber erklärt dir heute, wie du besser nicht kommunizieren und wie du dich besser nicht verhalten solltest, sodass Schüler demotiviert werden und sie der Altenpflege den Rücken kehren. Und sie gibt dir Tipps an die Hand und in den Mund, wie du es besser machen kannst. Nämlich dass Schüler gefördert und gestärkt werden. Und warum ist Isabell so gut darin? Und warum solltest du ihr zuhören? Ganz einfach: Sie ist gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin, mit dem Schwerpunkt Altenpflege-Fachkraft Praxis Anleitung. Und sie hat als Stations- und Wohnbereichsleitung sowie Teamleitung gearbeitet und heute unterstützt sie Praxisanleitungen und Teamleitungen in ihrer Arbeit. Du kannst also richtig gespannt sein, vor allem auf den Spirit, den Isabell hat. Und los geht's.

Hallo Isabell, wie ich mich gefreut habe, auf unsere gemeinsame Folge!

Isabell Huber: Ja, gleichfalls!

Tobias Gross: Ich möchte mich heute mit dir über Verhaltensweisen gegenüber Schülern austauschen, die zum einen die Schüler schwächen aber auch stärken. Was ist dir denn für unseren Pflege-Nachwuchs ganz besonders wichtig?

Isabell Huber: Mir ist ganz besonders wichtig, dass wir den Pflege-Nachwuchs an die Hand nehmen und ihm das Bild von Pflege zeigen, was Pflege wirklich ist.

Tobias Gross: … damit der Pflege-Nachwuchs begeistert ist von Pflege?

Isabell Huber freut sich: Ja.

Tobias Gross freut sich: Ja dann lass uns doch da mal reinstarten: welches Verhalten fällt dir besonders auf, wie wir uns gegenüber dem Pflege-Nachwuchs verhalten? Und was wäre denn aus deiner Sicht ein besseres Verhalten?

Isabell Huber: Ganz spannende Frage, danke dafür. Was mir aufgefallen ist, ist ein bewertendes Verhalten; gerade wenn Schüler aus einer anderen Kultur kommen, auch mit anderen Hintergründen, Sprachen, Bildung, finanziell etc. Mir ist aufgefallen, dass wir zu schnell dabei sind, Menschen zu bewerten. Und auch wenn sie Fehler machen, dass wir uns immer wieder bewusst machen: Es ist eine Ausbildung.

Tobias Gross: Und meinst du da speziell negative Bewertungen?

Isabell Huber: Ja, die habe ich wahrgenommen.

Tobias Gross: Mach´ mir das mal an dem praktischen Beispiel fest. Da sind jetzt zum Beispiel die Praxisanleitungen auf der einen Seit und die Schüler_*innen auf der anderen Seite.

Isabell Huber: Wir haben ja aktuell auch vor allen Dingen viele Herausforderungen, zum Beispiel mit den Sprachen. Ich nehme das einfach mal oder weil wir grundsätzlich viel wissen müssen, dass Auszubildende je nachdem nicht sofort die Theorie praktisch transferieren können. Typisches Beispiel:

Ganzkörperpflege. Wir kennen sozusagen den Ablauf mit allen Hygienemaßnahmen, Sicherheitsmaßnahmen und den Menschen individuell wahrzunehmen. Der Auszubildende macht vielleicht gleich das Licht an, ohne anzuklopfen, lüftet vielleicht auch gleich die Bettdecke nach unten, ohne irgendwie mit dem Klienten zu sprechen. Auf der einen Seite können wir hier sagen: du hast das theoretische Wissen, das darf nicht passieren. Und auf der anderen Seite sollten wir mitbedenken: inwieweit hatte der Schüler schonmal die Möglichkeit, mit einer Praxisanleitung das auch umzusetzen? Damit er Theorie und praktisches Wissen kombinieren kann?

Tobias Gross: Das was dir Sorge bereitet ist, dass Schüler, gerade wenn er noch nicht kann, sofort negativ bewertet wird, in eine Schublade reingesteckt wird und ihm das dann auch so kommuniziert wird.

Isabell Huber: Das ist ja ganz oft dann der Folgepunkt. Und da mag ich ein bisschen sensibilisieren. Der Schüler kann es ja zum Beispiel auch von uns abgeschaut haben. Da ist eine Frage, die man sich mal stellen darf.

Die Frage ist immer, warum nehmen sich Leitungskräfte grundsätzlich das Recht heraus, auf diese Punkte nicht zu achten? Da dürfen wir uns selbst an die eigene Nase fassen. Und wenn ich kritisiere, was darf in mir vielleicht verändert werden in meinem Verhalten.

Tobias Gross: Dass die Kritik anders ankommt, dass der Azubi gestärkt anstatt geschwächt wird, oder?

Isabell Huber: Ja, diese Selbstreflektion. A - wie gebe ich Kritik? Verallgemeinere ich? Oder mach ich das in Ich-form? Auf der anderen Seite, warum kritisiere ich? Also was kritisiere ich? Kritisiere ich die Situation oder kritisiere ich den Menschen? Und das ist ganz, ganz, ganz dünn, dieses dazwischen ist aber entscheidend, wie der Auszubildende ein Feedback annimmt. Natürlich auch wie ich auftrete.

Wenn wir jetzt die Wissenschaften heranziehen, wissen wir eigentlich, dass 80 % mindestens unsere nonverbale Kommunikation ausdrückt und nur 20 % unser gesprochenes Wort und die Art und Weise entscheidet darüber,: drücke ich dem Auszubildenden eine rein. Erhebe mich in meiner Macht oder erhebe ich mich in meinem Licht und gebe dem Auszubildenden Raum, um zu lernen? Das sind zwei ganz unterschiedliche wesentliche Räume.

Tobias Gross: Und davon hängt ab, ob er gestärkt aus der Situation rausgeht oder ob ich ihn runterdrücke.

Isabell Huber: Auf jeden Fall. Also schon allein nur mein Körper. Wie betrete ich den Raum bei einem Feedback mit dem Auszubildenden? Ohne ein gesprochenes Wort entscheidet schon grundlegend der erste Eindruck, wie zu 99,9 % die Situation ausgeht.

Tobias Gross: Jetzt kann ich mir auch vorstellen, dass es zwischen der Jungen und der älteren Generation zu Konflikten kommen kann. Was sind denn aus Deiner Sicht Konfliktthemen und wie kann man die angehen, dass es die Auszubilden nicht schwächt, sondern stärkt?

Isabell Huber: Ältere Generation, jüngere Generation. Ja, unser altbekannter Satz: „das war schon immer so“ und ich glaube, egal wo jemand war, kennt diesen Satz. Und die Frage ist, wer sagt, dass das immer so bleiben muss? Die jüngere Generation tickt so: Sie prüft und hinterfragt alles und sie durchlöchert jeden.

Isabell Huber: Ältere Generation, jüngere Generation. Ja, unser altbekannter Satz: „das war schon immer so“ und ich glaube, egal wo jemand war, kennt diesen Satz. Und die Frage ist, wer sagt, dass das immer so bleiben muss? Die jüngere Generation tickt so: Sie prüft und hinterfragt alles und sie durchlöchert jeden.

Und ich glaube, diese Art, ich nenne es mal gerne kindliche Neugierde ohne das bewertend zu meinen, sondern einfach Interesse mit Leichtigkeit zu entdecken. Auch erklären, warum das heutzutage einfach so ist, wie es ist und auch da einfach Raum zu geben, um nachfragen zu können. Ich glaube, da darf auch die Generation die schon ein bisschen älter ist, annehmen, dass es Menschen wirklich interessiert.

Woher kommt die Pflege, wo ist diese Geschichte? Warum sind Strukturen so wie sie sind? Mit dem Leben mitgehen heißt, Du musst einfach auch mit dem Wandel der Zeit mitgehen.

Tobias Gross: Ich habe eine Vermutung. Kann es sein, dass sich gestandene Pflegekräfte und Praxisanleitungen verunsichert fühlen, wenn Schüler, die die generalistische Ausbildung machen mit ganz anderen oder veränderten Themen kommen und das was sie in der Schule gelernt haben, pflegerisch auch ganz anders angehen.

Die Pflegekräfte fühlen die sich dann unsicher, hinterfragt, haben die Angst nicht auf dem Level der Zeit zu sein und dass es dann zu einem Konflikt kommt?

Isabell Huber: Vielleicht, ist es einfach kurz wichtig, einen Ausschwenker zu machen. Das Thema ist sensibel. Ich glaube und ich meine das wirklich aus einer sehr achtsamen Haltung heraus. Wenn Neulinge kommen und ihr Wissen mit all der Frische „ah, ich habe was gelernt“ hineingeben, das seltsam ist für die, die gerade im alltäglichen Geschehen drin sind.

Und auf der anderen Seite haben sie vielleicht auch Angst, dass ihnen etwas weggenommen wird. Ich habe mich sehr in die Tiefe mit unseren Energiezentren auseinandergesetzt, auch Chakren genannt. Ein Grundgesetz lautet dennoch, dass wir Energiezentren in unserem Körper haben und ein Chakren-System. Da gibt es das Wurzel-Chakra, das uns am Boden hält. Und wenn dieses in Dysbalance gerät, neigen wir eben dazu, an Dingen festhalten und nicht loslassen zu können. Und das macht dann solche Symptome, die wir vielleicht auch nicht gleich sehen, sondern wir fühlen die Energie und der Auszubildende fühlt diese Energie von dir: und er fühlt sich weggeschoben oder nicht willkommen zu sein.

Das meint die Fachkraft ja bestimmt nicht böse. Doch das Unterbewusste, diese unbewusste Haltung, schwingt einfach in diesem Raum mit.

Tobias Gross: Wenn ich dich richtig verstanden habe: Der neue Auszubildende hat was Neues gelernt. Die Pflegefachkraft sagt: „Das haben wir immer schon so gemacht“. Du schlägst jetzt einen alternativen Weg vor. Indem sich die Praxisanleitung klar macht: Das was der Schüler sagt, da gehe ich jetzt mal mit Neugier ran. Und das würde ihn ja wieder eher stärken, weil das „hau bloß ab“ und „wir machen es wie ich es kenne“ das würde ihn ja in seiner Kreativität und in seiner Freude eher wieder schwächen.

Isabell Huber: Genau, wenn wir eben den Raum öffnen und sagen: „Wow, okay, was hast Du gelernt?“ Vielleicht kann ich ja noch etwas dazulernen. Also die innere Einstellung muss und darf sich in diesem Fall in uns verändern.

Wir dürfen eine Identität kreieren, eine Identität der Persönlichkeit, nicht einer Rolle. Da sind wir wieder beim Wurzel-Chakra, wenn ich weiß, wer ich bin, dann bin ich neugierig und ich bin immer bereit zu lernen. Ich halte nicht fest an dem, was schon immer war. Und dann kombinieren wir das alte Wissen, was diese Persönlichkeit als Leitungskraft, als Praxisanleitung zum Beispiel bereits mit sich trägt, mit dem Wissen, was der Auszubildende mitbringt. Mit diesen zwei Bausteinen kann nur Gutes passieren.

Tobias Gross: Also noch mal, ich verstehe dich so: Mein Verhalten gegenüber Auszubildenden speist sich aus meiner Haltung, die ich habe?

Isabell Huber: Ja, genau, durch die innere Einstellung.

Tobias Gross: Du hast im Vorfeld noch so ein Verhalten von Schuld angesprochen, dass sich immer irgendjemand schuldig fühlt. Und dass immer jemandem die Schuld gegeben wird. Erkläre mal, warum Schuld Leute schwächt und was man tun kann, um Leute stattdessen zu stärkten.

Isabell Huber: Wo haben wir gelernt, Verantwortung zu übernehmen und über was vor allen Dingen? Wenn ich so spreche, habe ich einfach nur eine höhere Perspektive eingenommen und das bedeutet, wenn Leitungskräfte oder Praxisanleitungen Schuld zuweisen, ist halt immer die Frage: Durfte sie in ihrem Segment, wo sie Fachexpertin ist oder Fachexperte, jemals wirklich Verantwortung übernehmen oder muss sie auch irgendwo nur handeln?

Und ich glaube, das ist so eine Sache. Wenn wir trainieren, uns selbst zu reflektieren und Verantwortung erst mal für uns zu übernehmen und dann auch für das gesprochene Wort, zum Beispiel, sind wir achtsamer in unserem Umgang und dann geben wir auch nicht Schuldzuweisungen, sondern wir geben ein Feedback. Wir sagen: „Okay, du machst das zum Beispiel genau so schon gut, und das machst Du beim nächsten Mal zum Beispiel noch besser“.

Und das sind zwei unterschiedliche Möglichkeiten, jemanden zu trainieren. Also der Ansatz kommt aus dem Sport, jemand zu trainieren, in einer positiven Bestärkung.

Tobias Gross: Anstatt „da hast Scheiße gebaut“.

Isabell Huber: Genau, das ist wie eine Konditionierung, könnte man sagen. Also wir müssen trainieren, eine andere Gewohnheit an den Tag zu legen. Eine Gewohnheit wird über die Zeit gebildet.

Zu Beginn ist ein Auslöser-Reiz, zum Beispiel. Okay, da ist ein Punkt, den muss ich korrigieren bei dem Auszubildenden. Das Verlangen sozusagen ist dabei okay, er muss es auf jeden Fall können. Also ein Verlangen nach Erfolg zum Beispiel. Die Reaktion könnte dann in diesem Moment dann sein okay, eine bestärkende Kommunikation zu führen, um dann die Belohnung zu ergattern, sozusagen. Das wäre eine positive Gewohnheit. Eine positive Gewohnheit müssen wir uns wirklich selbst aneignen. Denn es ist untypisch, gerade bei dem Punkt, wo wir heute stehen. Bei diesem „Ich habe keine Zeit für Selbstreflexion“ zum Beispiel. „Ich habe keine Zeit für dies. Ich habe keine Zeit für das und das fällt mir so schwer. Und das auch noch.“

Und genau an diesem Punkt stehen wir ja einfach aktuell. Es gilt Verantwortung erst mal für dich in diesem Moment zu übernehmen.  Zu sagen okay, ich bin jetzt nicht in meiner Kraft und jetzt trete einfach mal einen Gang zurück.

Und betrete dann, in einer gestärkten Haltung sozusagen, wieder auch präsent mit mir in meinem Rhythmus den Raum. Und dann wird der Raum ein ganz anderer sein, mit dem Auszubildenden. Also das ist einfach Fakt.

Tobias Gross: Du hast jetzt gerade schon angesprochen und ich glaube, du kannst es noch mal vertiefen. Ich fand diesen Ansatz, den Du gerade gehabt hast gut: „Hey, das hast Du schon voll gut gemacht. Und hier, das da kann noch besser werden“, anstatt: „Das war doch wieder doof“ oder „wie kannst du nur?“ Denn das zieht den Schüler runter.

Und dein Ansatz wäre: Lass uns den Schüler hochheben. Aber wahrscheinlich sind halt viele so konditioniert worden, dass man bei ihnen Fehler gefunden hat. Das sie schuldig und die Deppen sind. Und so gibt man es dann wahrscheinlich völlig unterbewusst weiter. Aber ich glaube, wenn wir unsere Haltung ändern und dann eben auch unsere Kommunikation ändern, mit den Azubis, das hat ganz viel Auswirkungen auf: Hebe ich sie hoch oder drücke ich sie runter.

Wenn Praxisanleitungen, Pflegefachkräfte, Pflegedienstleistungen mit Azubis zu tun haben. Hast du da noch Ideen, wie sie mit ihnen kommunizieren können? Also was darf man da ins Zentrum rücken? Was muss die Idee oder das Bild oder die Vision von dem sein?

Gemeinsam aktiv werden

Isabell Huber: Auf jeden Fall. Gerne gebe ich da Praxistipps. Ich glaube, hier darf erst mal noch aufgeklärt werden, wie unser Verhalten überhaupt gebildet wird, weil es ist alles andere als „du bist nicht richtig“, sondern „du bist genau richtig, wie du bist“.

Aus der Tiefenpsychologie gibt es Wege, wie Verhalten entsteht. Und an diesem Punkt glaube ich, darf erstmal hier vielleicht auch jeder Zuhörer / Zuhörerin Stopp drücken und gucken. Okay, wie alt bin ich heute und wo bin ich zum Beispiel geboren? Welche Lebenszyklen habe ich durchlebt? Welches Umfeld hatte ich? Welche Möglichkeiten zum fortbilden hatte ich?

Was hat mich geprägt? Ob positiv wie negativ und dann auch welche Muster habe ich mir vielleicht auch dadurch angeeignet?

Was sind Sätze, die zum Beispiel Eltern immer gesagt haben? Gerade auch bei einem sehr konservativen Großwerden zum Beispiel. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir kommen aus dieser Zeit, wo einfach die materielle Welt, gerade einen ganz großen Anteil heute einnimmt. Damals noch nicht so, aus der Natur praktisch in die materielle Welt. Die Möglichkeiten sind immer mehr geworden.

Also die ganze Dynamik, die weg vom natürlichen Menschendasein ist, die darf wirklich dort erstmal stand X für sich selbst aufgenommen werden. Und genau aus diesem Punkt heraus, dürfen wir uns erst mal hinsetzen und sagen okay, was ist mir wichtig? Ich bin! Wirklich einfach mal eine Seite schreiben. Ich bin! Und genau in diesem Moment spüre ich mein Verhalten, was ich eigentlich bin, wenn ich mich mal in der Stille hinsetze, da werde ich kongruent?

Und das ist wichtig, diese Vorarbeit, denn jeder ist so auf Technik und noch mehr, noch mehr und ich brauch noch mehr Technik geeicht und gib mir noch mehr. Aber dabei dürfen wir eine Sache nicht vergessen. Egal welche Technik du anwendest, Du darfst die Person sein, damit diese Technik funktioniert. Das ist der Schlüssel, dass egal, was du tust, um die Energie anzuheben bei dem Auszubildenden nur dann funktioniert. Um jetzt den Auszubilden positiv zu bestärken, das geschieht genau in diesem Moment.

Wenn du in dir so klar bist, kannst du mit dem Auszubildenden Kontakt aufnehmen.

Das ist der erste Schritt - mit Kommunikation und ohne Kommunikation. Weil wenn du zum Beispiel zuwendest. Ihr sprecht miteinander und jeder kennt diesen ersten Blick zum Beispiel. Oder diese Augen, die einfach wach sind. Und genau so ist das. Und genau so nimmst du Blick auf. Am besten noch mit einem Lächeln. Weil wir wissen alle – wenn wir positiv gestimmt sind, geht gleich mal die Schwingung hoch. Das hat ein Gefühl von Dankbarkeit, aber es darf echt sein.

Der dritte Schritt sozusagen, wäre dann genau in diesem Moment: „Okay, das ist richtig, was du gerade machst. Perfekt so. Beim nächsten Mal zum Beispiel bei der Körperpflege, frag noch den Klienten welche Waschwassertemperatur beim Wasser“. Egal in welchem Zusammenhang kann man aber auch dort mit Gestik oder Mimik arbeiten.

Mit der Hand zum Beispiel. Und dann nicken als Bestätigung. Oder Lob aussprechen. Diese Art und Weise von Feedback kommt aus der Entwicklungspsychologie. Sie hebt die Schwingung und die Energie in uns selbst hoch und natürlich auch bei unserem Gegenüber.

Tobias Gross: Noch mal, dass ich es richtig verstanden habe: Ich schaue zuerst in mich rein. Bin ich mit mir im Reinen, bin ich klar mit mir? Wenn ich mich selber okay finde, dann wird von mir aus die Kommunikation eher gelingen. Dann werde ich wahrscheinlich eher mit einem Lächeln reinstarten. Also das wäre der zweite Schritt gewesen. Mit einem Lächeln reinzugehen, dann ist der dritte Schritt kommunikativ das Entwicklungspotenzial aufbauen?

Isabell Huber: Genau so geht die Kommunikation - von innen nach außen. Immer von innen nach außen.

Tobias Gross: Während du erzählt hast, fiel mir die Transaktionsanalyse ein. Die sagt ja auch: Kommunikation gelingt, wenn Person A sich okay findet und Person B auch okay findet und umgekehrt. Dann gelingt Kommunikation eher. Wenn Person A sich nicht okay findet oder Person B nicht okay findet, dann wird es nicht gelingen.

Isabell Huber: Genau, es gibt noch dieses „Wir“ und „Globe“, die darauf aufbauen. Und genau das wäre dann ein kollektives Miteinander, was daraus entsteht. Und genau an diesem Punkt stehen wir heute im Wandel der Zeit. Dort wollen die jungen Nachwuchskräfte abgeholt werden. Sie wollen mit integriert werden. Oder fachlich ausgedrückt: Partizipation und Zugehörigkeit entsteht eben durch eine Wertearbeit und durch Sinn. Gib eine Richtung aus, denn nur wenn sie sich mit Werten und mit einem Bild, was sie auch greifen können, identifizieren können oder ihr eigenes Bild von Pflege integrieren können, in das Unternehmen, dann gehen sie mit dir jede Extrameile.

Tobias Gross: Nach dem Sinn beantwortet das die Frage: warum machen wir das so? Also dass die Schüler es erklärt bekommen. Dass sie den Zweck und den Sinn hinter den Handlungen sehen.

Isabell Huber: Genau so wie wir eingangs gestartet sind, eben dieses „Warum“ nicht zu unterdrücken, sondern auch wirklich mit aufzugreifen.

Tobias Gross: Wow, Isabell ich wäre mit meinen Fragen schon am Ende. Hast du noch etwas, wo du zum Abschluss vielleicht mitgeben möchtest? Wo Verhalten gegenüber Auszubilden eher stärkt oder eher runterdrückt?

Isabell Huber: Am liebsten noch ein ganzes Buch! (lacht)

Tobias Gross: Bist Du das Buch gerade am Schreiben oder müssen wir noch warten?

Isabell Huber: Vielleicht mit meiner bachelor thesis (Bachelorarbeit) im Pflegemanagement geht es schon in die Richtung. Aber das wird auf jeden Fall noch ein Weilchen gehen. Ich kann einfach nur Dich ermutigen und am liebsten gerade an jede Praxisanleitung: Sich hier erst mal mit sich selbst zu beschäftigen und die eigenen Werte wieder zu entdecken. Und Erfahrungen machen.

Ich möchte ein Feedback, was die letzten Teilnehmer gesagt haben, im Gruppen-Coaching um die Gruppendynamik anzuheben, bei der Praxisanleitung-Fortbildung: Wenn man sich mit sich beschäftigt, ist das wie man an einer Schneekugel (Schüttelkugel aus Glas mit Schneeflocken) rüttelt und auf den Kopf stellt. Und dann, wenn du so auf dem Kopf stehst, von mir aus mach auch einen Kopfstand dabei. Ist übrigens der gleiche Effekt, um wieder mal alles in uns zu ordnen. Wo stehen wir gerade? - Sind wir gerade auf dem richtigen Dampfer? - würde jetzt vielleicht auch Hirschhausen sagen. Ja, sind wir in unserem Element und da drin in unserem Element, praktisch den Wert zu entdecken. Und wenn man dann so schüttelt, ordnet sich alles neu. Und wenn wir es wieder hinstellen, kann langsam der Schnee abflachen und wir sind wieder geerdet, bewusst und zentriert bei uns. Und ich verspreche euch, damit ist die Grundenergie dafür, dass Neues entstehen kann.

Dieses Feedback fand ich so Gänsehaut, da habe ich gar keine Worte, weil es ist so echt. Es ist so echt, weil die Muster, die wir uns angeeignet haben, die sind so zerbrochen und das Licht, was jede Praxisanleitung in sich trägt, natürlich ist. Das sage ich besonnen, Praxisanleitung machst du nicht einfach so, das ist eine Essenz, eine Aufgabe, die wir angenommen haben, Wissen weiterzugeben und da steckt so viel dahinter. Ich wünsche, dass das jeder aus sich herausholt.

Tobias Gross: WOW, also das, was du erzählt hast, war viel größer als das, was ich mir vorher vorgestellt habe, was da rauskommt. Isabell - war mega, richtig, richtig cool. Ich danke dir.

Es war mind-blowing (unglaublich) würde ich sagen. Ja, es war richtig, richtig cool.

 

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